Am heutigen Tage stand der erste Formtest des Jahres unter Wettkampfbedingungen statt. Die Deutschen Meisterschaften im Bahngehen, werden alljährlich hin und hergeschoben, in diesem Jahr im Rahmen der Deutschen Seniorenmeisterschaften in Erfurt ausgetragen. Zu absolvieren waren 5000m.
Am Mittwoch bin ich wieder in Deutschland gelandet, nach einem harten aber auch erfolgreichen Trainingslager. Nach der Ankunft im kalten Deutschland entschied ich mich erstmal etwas für meine Kampfrichterlaufbahn zu tun und war beim Potsdamer Abendsportfest aktiv.
Danach lief nicht alles wie gewünscht, so stieß ich am Donnerstag den kleinen Zeh. Da unter Belastung Schmerzen auftraten, begab ich mich zum Arzt, welcher eine mediale Seitenbandverletzung am Endgelenk diagnostizierte. Während es beim Laufen, sowie beim alltäglichen Fortbewegen Schmerzen verursacht, bin ich beim Gehen glücklicherweise schmerzfrei.
Die olympischen Distanzen im Gehen sind die 20km und 50km, auch deshalb sind die 5000m in der Halle für mich ohne Bedeutung, aber auch mal eine willkommene Abwechslung. Und so hat jeder auch seine eigene Herangehensweise an die Meisterschaften gehabt. Am gestrigen Tage entschieden Nils Brembach und ich mich für eine Vorbelastung. Auch wenn es heutzutage unvorstellbar ist, doch vor einigen Jahren waren im Gehen noch Vorläufe nötig. Dies simulierten wir damit. So absolvierten wir in der Leichtathletikhalle im Potsdamer Luftschiffhafen 5000m. Nach relativ lockeren 20:44min waren die 25 Runden absolviert. Allerdings waren die etwas schweren Beine aus dem Trainingslager zu spüren.
Um 7:00 Uhr ging es dann heute in die Landeshauptstadt Thüringens. In der Halle angekommen, war schon einiges los, schließlich kämpften die Senioren der Altersklassen 35-80 um ihre Meistertitel. Erfurt ist für Geher immer wieder mal ein Anlaufpunkt, und so sieht man auch die Entwicklung des benachbarten Steigerwaldstadions. Während es in den letzten Jahren noch mit einem sehr alten und besonderen Flair glänzte, ist die neue Fußballarena nun fast fertig. Wir hatten diesmal die Chance uns in dieser einzugehen, ein besonderes Ambiente.
Um Punkt 12:00 fiel dann der Startschuss. Wir gingen zusammen mit den Senioren der Altersklassen M35-55 an den Start, welche allerdings nur 3000m zu absolvieren hatten. Dadurch war aber viel Trubel auf der 200m langen Rundbahn.
Mein Ziel war eine gute Leistung abzuliefern, völlig unabhängig der Platzierung. Eine neue Bestleistung sollte es aber schon werden, wenn möglich auch unter 19:30min und so legte ich mir auch einen Plan zu recht. Dieser war etwas anders als der Plan meiner beiden Trainingskameraden Nils Brembach und Christopher Linke, welche beide von Beginn die 19-Minuten-Marke fest im Blick hatten.
Ich durfte keine Rundenzeit bei haben, die über 47,00sec ist. Den ersten Kilometer blieb ich noch an den Fersen von Nils und Christopher, entschied mich dann aber abfallen zu lassen, weil es mir eindeutig zu schnelle wurde. Ich konnte meinen Zeitplan aber gut verfolgen, ging gleichmäßig 45er Runden und war somit gut unterwegs. Die vielen zu Überrundenden störten mich auch nicht, sondern waren eher hilfreich, weil man dadurch etwas von sich selbst abgelenkt war und sein Augenmerk auch immer auf das Überholen richten musste. Auch verging die Zeit dadurch deutlich schneller. Auf dem 4. Kilometer konnte ich den Rückstand auf das Spitzenduo wieder verkürzen und 7 Runden vor Schluss wieder aufschließen. Dies motivierte natürlich zusätzlich und setzte mich auch sogleich an die Spitze, schließlich war auch für mich nun ein Abschneiden unter 19 Minuten wahrscheinlich. In den Runden an der Spitze musste aber doch sehr an meine Grenzen gehen. So eine Sprintdistanz ist nicht nur muskulär anstrengend, sondern vor allem auch von der Atmung, sonst eher untypisch im Gehen. Aber diese Grenzerfahrungen kenne ich als ehemaliger Läufer zu gut. Schließlich habe ich schon viele Wettkämpfe in trockener Hallenluft absolviert. Zwei Runden vor Schluss musste ich dann Christopher und Nils ziehen lassen, welche ihre Schlussoffensive starteten.
Im Ziel reichte es zu 18:54,32min und Platz 3 bei den Deutschen Meisterschaften. Damit bin ich mehr als zufrieden, schließlich hätte ich mir eine solche Leistung vorher nie zugetraut. Auch weil wir in der Vorbereitung auf das Legen eines soliden Fundamentes gelegt haben, was die jeweils über 200 Wochenilometer belegen, und nicht auf das Trainieren von Tempo. Dies lässt natürlich für die kommende Freiluftsaison hoffen.
Christopher holte sich in neuer Weltjahrsbestleistung von 18:44,32min den Deutschen Meistertitel vor Nils Brembach (18:46,77min), nun Platz 2 in der Welt. Mit meiner Zeit befinde ich mich in der Weltjahresbestenliste aktuell auf dem 5. Platz wieder.
> leichtathletik.de - "Deutsche Geher setzen sich an die Spitze der Welt" (14. Februar 2016)
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