Gestern sind wir wieder aus Saransk zurückgekommen. Damit sind 3 Tage Russland hinter uns gebracht. Russland ist immer wieder eine Reise wert. Die Stimmung bei den Wettkämpfen ist fantastisch, auch diesmal war die Strecke wieder von tausenden Fans gesäumt. Dabei wird wirklich jeder Geher angefeuert, die Russen natürlich ein bisschen mehr. Auch die Freiwilligen sind sehr nett und wollen einem alles Recht machen. Es macht wirklich Spaß einen Wettkampf in Russland zubestreiten, auch wenn ich diesmal wie auch 2008 in Cheboksary nicht mein Leistungsvermögen zeigen kann.
Die Anreise hatte ich ja schon beschrieben. Die Rahmenbedingungen waren allerdings nicht die Besten. Sehr kleine Betten, das Essen nicht besonders gut und es war sehr warm. Aber auch damit muss man als Profisportler zurecht kommen.
Kleine Trainingseinheiten absolvierten wir Freitag und Samstag. Ansonsten mussten wir viel Zeit rumkriegen, auch weil unser Wettkampf ziemlich untypisch erst um 18:15 Uhr war. Ich vertrat die deutschen Farben zusammen mit Marcel Lehmberg (SCC Berlin) über 20km. Starten durften wir in der ersten Reihe, da wir durch Doppelmeldung von André Höhne und Christopher Linke als Mannschaft gemeldet waren. Der erste Kilometer war mit ungefähr 4:20 noch sehr langsam. Noch mussten sich alle sortieren. Doch dann wurde das Tempo erhöht. Ich versuchte einige zu suchen, die ich aus Taicang kannte, mit welchen ich also hätte mitgehen können. Es folgten zwei Runden mit 8:08min und 8:06min, und dann kam der Einbruch. Die Beine wurden schwer und ich konnte kein Druck mehr machen. Nun wurden ich nach und nach überholt, nahm mir aber immer wieder vor bei dem Nächsten mit zu gehen. Das ging allerdings nicht mehr. Mein Ziel war dann nur noch ins Ziel zukommen und nicht aufgeben zu müssen. Die schlimmsten Kilometer waren zwischen 10 und 14. Dafür brauchte ich gefühlt sehr lange, da überlegt man schon einfach aufzuhören, weil man psychisch und physisch kaputt ist, da war mir dann auch egal, dass mich Marcel Lehmberg überholte. Er machte ein klasse Rennen und konnte sich gut nach vorne arbeiten und überquerte die Ziellinie in neuer Bestzeit. Fast 2 Minuten nach ihm hatte auch ich die 20km geschafft. Danach war ich erstmal völlig platt. Die Beine haben richtig wehgetan und auch so war mir schlecht. Die Enttäuschung war natürlich groß, schließlich wünscht man sich beim Saisonhöhepunkt ein besseres Ergebnis. Woran lag es? Es gibt einige Gründe. Die Strecke hatte eine leichte Steigung und es war auch um 18:15 Uhr noch sehr warm mit 30°C. Der Hauptgrund liegt aber in den 2 schnellen Runde, diese haben mich völlig ausgeknockt. Im Nachhinein muss ich mir eingestehen, dass ich nicht das Niveau für die Olympianorm habe und das Training eher auf die 50km ausgelegt war. Dafür war ich vom kopf aber einfach noch nicht bereit.
Am Sonntag standen noch die Entscheidungen über 50km und 20km der Frauen an. Hier machte ich sehr viele Fotos (3000 Stück), welche bald bei RaceWalk-Pictures zusehen sein werden. Die 50km waren sehr interessant anzuschauen, vor allem die fantastische Leistung von Christopher Linke, der nach km 40, als er von führenden Russen überrundet wurde, mit diesen mitging. So überholte er sehr viele seiner Konkurrenten und kam als Sechster in 3:47:33. Beeinduckt haben auch andere Leistungen, wie z.B. Maik Berger, der sich obwohl sein persönliches Ziel nicht mehr erreichbar war, trotzdem bis ins Ziel kämpft und das bei fast 30°C.
Nach Hause ging es dann mit dem Nachtzug. Das haben wir aber auch erst Sonntag erfahren. Deshalb konnten wir leider nicht beim Abschlussbankett dabei sein. Die Zugreise war sehr interessant und
ist eine angenehme Art zu reisen. In Moskau angekommen hatten wir 7h Aufenthalt, ehe es mit dem Flugzeug weiter nach Berlin ging.
Nun heißt es erstmal erholen und neue Kraft tanken. Eventuell werde ich noch einen weiteren Wettkampf bestreiten, dass wird aber in den nächsten Tagen entschieden.
» MOZ - "Enttäuschung in Saransk" (14. Mai 2012)
» leichtathletik.de - "Nils Brembach in den Top Ten" (12. Mai 2012)
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