Am Samstag ging ich zwei Wochen nach der Normerfüllung bei den Deutschen Meisterschaften nochmals bei einem Gehwettkampf an den Start. Dafür ging es nach La Coruna/ESP zum Wettkampf im Rahmen der IAAF Race Walking Challenge. Dort konnte ich für die kommenden Wettkämpfe wichtige Erfahrungen sammeln, sowie meine ersten 4 Challengepunkte sammeln.
Dafür begaben wir uns am Nachmittag des Himmelfahrtstages auf den Weg nach Galicien. Wir, das waren Nils Brembach, Marcel Lehmberg, sowie Christopher Linke, welcher uns beim Wettkampf betreute und ausnahmsweise mal nicht auf der Strecke unterwegs war. Mit Zwischenstopp in Barcelona erreichten wir mit 90 Minuten Verspätung unser Ziel an der Atlantikküste im Nordwesten Spaniens. Leider war der Transfer zum Hotel nicht mehr am Flughafen, so dass wir nach einiger Wartezeit und versuchter Kontaktaufnahme mit dem Veranstalter ein Taxi nahmen und auch endlich um kurz vor 1 Uhr nachts unser Zimmer beziehen konnten.
Nach dem Ausschlafen erkundeten wir etwas die Stadt und absolvierten vor- und nachmittags je eine Trainingseinheit. Da der Wettkampf erst Samstagabend, um 18:50 Uhr, gestartet wurde, hatten wir auch Samstagvormittag noch für einen kurzen Shoppingbummel, sowie eine Trainingseinheit Zeit.
Um 17:30 machten wir uns dann auf den Weg zur Wettkampfstrecke. Auf dem Weg dorthin, sowie in der gesamten Stadt waren die Fans schon unterwegs, mit Trikots, Fahnen und Schals ausgestattet, allerdings nicht zur Gehstrecke, sondern zum Stadion des spanischen Zweitligisten Deportivo La Coruna, wo das Spiel um 19:00 Uhr angepfifffen wurde, also zu unserer Wettkampfzeit. (Deportivo hat übrigens durch den erspielten Sieg den Aufstieg in Liga 1 klargemacht) So waren auch leider nicht ganz so viele interessierte Einheimische an der Wettkampfstrecke.
Um 18:30 Uhr fiel der Startschuss für die 27 Damen, welche um den Sieg, sowie wichtige Challengepunkte kämpften. Vor allem für die Spanier war es aber auch die letzte Chance sich für die Europameisterschaften in Zürich zu empfehlen. Nur 20 Minuten später wurde es dann für uns ernst.
Mein Ziel war es ohne Druck einer Norm einen Wettkampf zu bestreiten mit hochwertiger Konkurrenz. Ein Wettkampf der taktische geprägt ist, bei dem der erreichte Platz wichtiger ist als die Zeit. Und genau so verlief der Wettkampf auch. Mit mir waren 62 weitere Geher am Start. Der erste Kilometer wurde sehr langsam angegangen, 4:20min. Typisch für internationale Wettkämpfe. Dann wurde langsam Fahrt aufgenommen, allerdings nicht zu viel. Nur Erik Tysse aus Norwegen versuchte das Rennen etwas offensiver zu gestalten. Dahinter eine 21-köpfige Verfolgergruppe. Allerdings wollte niemand so wirklich Tempo machen. Es war sehr eng, ein wirklich eigenen Schritt konnte man auch auf Grund der doch sehr engen Strecke gar nicht ziehen, vor allem auch an den Wenden mussten die Ellenbogen eingesetzt werden.
Zwischendurch wurde es kurz etwas schneller, aber nur bis der Norweger wieder eingeholt war. Dann wurde das Tempo wieder gedrosselt. So kam es immer wieder mal zu kleinen Tempowechseln und km 10 wurde bei moderaten 41:17min passiert. Danach testete der Japaner Aiki Takahashi kurz, ob jemand im Feld reagiert, aber ließ schnell wieder nach. Aber bei km 10,5km setzte ich mich mit an die Spitze des Feldes und konnte mich auf den folgende Kilometern auch etwas vom Feld lösen, obwohl auch ich die Runden nur in 4:04/4:05min absolvierte. Allerdings ersparte ich mir so einen Antritt, was sich im folgenden Rennverlauf noch positiv auszeichnen sollte.
So führte ich bis km 15 das Feld an, mit einigem Abstand folgte immer noch die große Gruppe. Dabei war mir jederzeit klar, dass mich das Feld jederzeit einholen kann, wenn sie ernst machen, und ich gegen den Wind nicht zu viel Kraft vergeuden darf. Bei km 15 kam der erste Antritt und ich war schnell wieder eingeholt. Darauf folgte allerdings wieder ein Kilometer in nur 4:09min. Vier Runden vor Schluss zerfiel die verbliebende Spitzengruppe vollständig mit dem Antritt von Isamu Fujisawa. Nun kämpfte nur noch jeder für sich selbst. Ich hielt mich dabei an den Australier Dane Bird-Smith und versuchte mich in seinem Windschatten möglichst lange zu einer guten Zeit und Platz ziehen zu lassen. Dies hat auch gut geklappt. Einige Geher mussten wir ziehen lassen, konnten aber auch große Namen hinter uns lassen.
Dane hatte allerdings zum Ende doch etwas mehr Kraft und blieb vor mir. Beim Sieg des Olympia-Zweiten Erik Barrondo (Guatemala) in 1:21:14 erreichte ich als Siebenter in 1:21:49 das Ziel und gewann dadurch meine ersten 4 Challengepunkte. Außerdem wurde ich bester Europäer.
Nils Brembach konnte viele Geher aus der Spitzengruppe noch überholen und belegte mit einer neuen Bestzeit von 1:23:44 Platz 17, Marcel Lehmberg wurde leider auf Grund mangelnder Kniestreckung disqualifiziert. Ein großer Dank geht an Christopher Linke, welcher seinen ersten Einsatz als Betreuer perfekt bewältigte und mich gut mit Getränken und Motivation versorgte. Trotzdem freue ich mich in Zürich mit ihm auf der Strecke zu sein.
Der Ausflug nach La Coruna war für mich äußerst erfolgreich. Erst als Absicherung für die EM-Norm gedacht, konnte ich nun völlig befreit an den Wettkampf gehen. Der langsame erste Kilometer konnte mir nun völlig egal sein. Der Wettkampf verlief taktisch wie erhofft. Der Erfahrungsgewinn ist äußerst groß. Normalerweise habe ich Wettkämpfe immer mit gleicher Taktik absolviert, also gleichmäßigen Tempo. Nun weiß ich aber, dass ich es auch anders kann, mit Tempowechsen, sowie starker Tempoverschärfung zum Ende des Wettkampfes.
Nun heißt es erstmal eine Woche etwas ausruhen und neue Kraft tanken. Dann geht es wieder für zwei Wochen ordentlich ins Training und am 21. Juni nach Bühlertal zu den Deutschen Meisterschaften im Bahngehen. Von dort geht es dann direkt ins Trainingslager in die EM-Vorbereitung. Für 18 Tage werde ich mein Lager wieder in Bulgarien am Belmeken aufschlagen.
Kommentar schreiben