Am vergangenen Wochenende fand in Rom der Weltcup der Geher statt. Rom ist kurzfristig als Veranstalter eingesprungen, weil Russland von der IAAF aktuell von internationalen Veranstaltungen ausgeschlossen ist. Eigentlich sollte Cheboksary/RUS Austragungsort des Weltcups sein. Es gab aber eine weitere Besonderheit. Die Teamwertung war erstmals als Teamweltmeisterschaft ausgeschrieben.
In Cheboksary machten die Geher schon mehrmals Station. So war auch ich schon 2008, damals noch in der Jugend, mit von der Partie. An beiden Wettkampftagen fanden sich damals insgesamt 50.000 Zuschauer an der Strecke ein. Darauf hatte ich mich auch für dieses Jahr gefreut. Nun ist es allerdings anders gekommen. Den Zuschauerzuspruch konnte Rom nicht annähernd bieten, damit mit einer besonderen Strecke punkten. Der Weltcup fand vor historischer Kulisse statt. Rom ist an sich schon ein einziges Freilichtmuseum. Der Startschuss für die Geher fiel jeweils direkt vor dem Collosseum, dann ging es zur 2km-Runde. Hier wurde zwischen den Caracalla-Thermen und dem Circus Maximus gependelt. Das Ziel befand sich dann vor beeindruckender Kulisse im Caracalla-Thermen-Stadion.
Das aus 8 Sportlern bestehende deutsche Weltcup-Team erreichte Rom zwei Tage vor Wettkampfbeginn. Am Flughafen angekommen ging es mit dem Polizeibus ins Team-Hotel. Den Transport während der ganzen Zeit übernahmen übrigens die italienische Polizei, das Militär, sowie die Zollbehörde mit ihren Bussen. Das Teamhotel besteht aus drei Gebäudenkomplexen und ist außerhalb der Stadt. So aber fanden alle Sportler einen Platz im gleichen Hotel. auch etwas besonderes an einem Weltcup. 432 gemeldete Sportler aus 60 Ländern, welche man beim Essen, in der Lobby oder auf der Trainingsstrecke begenet. Auch deshalb war der Wettkampf wichtig um Erfahrungen zu sammeln, um mit solch einer Kulisse umgehen zu könne.
Betreut wurde das deutsche Team durch den Bundestrainer Ronald Weigel, der Nachwuchs-Disziplintrainerin Manja Berger, dem Heimtrainer von Carl Dohmann, Robert Ihly, sowie dem Arzt Matthias Kieb.
Am Freitagnachmittag stand die offizielle Streckenbesichtigung an. Hier konnte ich das erste Mal das Feeling der Strecke aufnehmen. Eine Besichtigung ist wichtig, um die Strecke kennenzulernen, vor allem die Wenden. Die Strecke in Rom hatte die Besonderheit, dass Start und Ziel nicht auf dem Rundkurs liegen. Vom Start zur Runde waren 650m zurückzulegen, von der Runde ins Ziel 350m. Somit waren anschließend neben 9 großen Runden (a 2km, auch eine kleine Runde (a 1km) zu absolvieren. Die 2km Runde hatte dazu die Form eines "U". Zwei der Wenden waren dabei sehr eng geschnitten. Bei der Streckenbesichtigung konnte man allerdings auch feststellen, dass 75% der Strecke im Schatten waren und somit die Temperaturen keine allzu große Bedeutung spielen wird.
Am Samstag war der große erste Wettkampftag, mit den Entscheidungen über 10km der Junioren und Juniorinnen, sowie die 20km der Männer und Frauen. Um 16:30 sollte der Startschuss der Männer fallen, also auch für mich. Um 14:00 Uhr sollte sich der Bus auf den Weg zur Wettkampfstrecke machen. Da die Gebäude des Hotel rund 1km auseinander lagen, gab es auch zwei Abfahrtspunkte. Von unserem Gebäude machten sich pünktlich 3 Busse auf den Weg, mussten aber kurzer Zeit später stoppen, um auf weitere Busse, sowie eine Polizeieskorte zu warten. Nach rund einer halben Stunde gab es dann doch die Freigabe zur Abfahrt auch ohne die Busse des anderen Gebäudes und ohne Eskorte. So saßen wir rund 1h im Bus, auch nicht die allerbeste Wettkampfvorbereitung. Anschließend hieß es warmachen, denn schon 45 Minuten vor Wettkampfbeginn war der Callroom angesetzt. Von hier ging es dann per Fuß zum Start, wo nochmals eine 1/2h warten angesagt war.
Pünktlich um 16:30 Uhr fiel der Startschuss. Dabei setzten sich 133 Geher aus 49 Ländern in Bewegung. Mein Ziel war möglichst international mitzuhalten, und vor allem ein gutes Teamergebnis zu erzielen und dabei unsere Stellung in Europa zu behaupten. Vom Start weg lief es etwas schwer bei mir. Dieses Gefühl kenne ich aber seit dem Wettkampf in Podebrady/CZE. Seitdem fehlt etwas die Lockerheit und ich muss mehr Aufwand für die gleiche Leistung erbringen. Trotzdem konnte ich gut trainieren und wusste, dass ich ein gutes Grundniveau besitze. So positionierte ich mich auch so im Feld, um am Beginn nicht unnötige Kräfte zu verlieren, denn mir werden im Verlauf des Rennens genug Leute entgegenkommen, auf Grund des vielen Gedrängels an Verpflegungspunkten und Wenden, sowie auf Grund der 25°C.
Relativ schnell fand ich meine Position und versuchte mich an Hand der Zwischenzeiten zu kontrollieren. Die 5-Kilometer-Marke erreichte ich nach 20:26min noch auf Platz 48 liegend. Mit den weiteren Kilometern konnte ich weiter nach vorne gehen. Zur Halbzeit nach 40:46min war ich auf Platz 36. Hier hatte ich einige Kilometer in Tom Bosworth aus Großbritannien und Miguel Angel Lopez aus Spanien, der amtierende Weltmeister über 20km, zwei gute Partner. Doch auch von den musste ich mich trennen. Doch bei der hohen Teilnehmerzahl hatte man immer einen Gehpartner an seiner Seite. Bei Kilomter 15 war ich schon auf Platz 26 angelangt.
Nun bemerkte ich aber auch eine sich von hinten annähernde Gruppe. Als diese aufschloss mobilisierte ich noch einige Kräfte, um hier mitzugehen. Schließlich ging es auch um wichtige Punkte für die Teamwertung. So konnte ich auch bis zum Schluss mithalten, und mussten nur auf den letzten 150m mit Ivan Garrido (Kolumbien) und Diego Garcia (Spanien) zwei der Gruppe ziehen lassen. Am Ende blieb Platz 20 mit 1:21:39h. Meine viertbeste Zeit der Karriere. Zwei fast identische Rennhälften. Damit bin ich sehr zufrieden.
Natürlich wünscht man sich immer eine bessere Endplatzierung, aber das Niveau war auch unglaublich hoch. Insgesamt blieben 26 Geher unter 1:22:00h, der vom DLV geforderten Norm für die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro.
Christopher Linke landete auf Platz 10, Carl Dohmann auf Platz 15. Daraus ergeben sich 45 Punkte. Dies reicht am Ende hinter China, Kanada und dem Team aus Ecuador zu Platz 4 bei den Team-Weltmeisterschaften - und erneut die Nummer 1 in Europa.
Am Sonntag fiel noch die Entscheidung über 50km. Hier gewann in überragender Manier der Italiener Alex Schwazer, dessen 3 Jahre und 9 Monate lange Dopingsperre nur wenige Tage vorher abgelaufen ist. Möge sich darüber jeder selbst seine Gedanken machen. Aber eine lebenslange Sperre würde auch dem gesperrten Athleten helfen, denn Misstrauen wird einem ehemals gedopter Sportler ewig gegenüberstehen. Von diesem Wettkampf gibt es eine auch eine große Fotogalerie von mir. Denn neben meinem eigenen Wettkampf war ich in Rom auch als Fotograf akkreditiert, vielen Dank für die Unterstützung bei der Akkreditierung auch an Matthias Kieb und Philipp Pohle.
Nach diesem beeindruckenden Wettkampf, bei welchem man hautnah die Strapazen eines 50km-Wettkampfes miterleben konnte, sowie die diversen Hochs und Tiefs der einzelnen Sportler, verschaffte ich mir zusammen mit Nils Brembach noch einen Eindruck der Stadt Rom. In nur wenigen Stunden kann man nur einen kleinen Eindruck gewinnen. Unsere Tour per Fuß ging vom Colloseum zum Piazza Venezia, zum Trevi Brunnen, zwischendurch ein Eis essen, (bei 150 Sorten keine leichte Entscheidung), an Berninis Vierströmebrunenn vorbei zur Engelsburg und zum Petersplatz. Den Petersdom sahen wir nur von außen, da eine Besichtigung auf Grund der Sicherheitsvorkehrungen rund 1h Wartezeit verlangt. Zurück ging es über den Gianicolo und durch den Stadtteil Trastevere zum Circus Maximus. Von hier mussten wir die U-Bahn nehmen, da die vom Veranstalter organisierten Busse für eine Stadtbesichtigung, etwas außerhalb der Innenstadt am Bahnhof EUR Fermi warteten. Der Abend kling dann mit der abschließenden Mannschaftssitzung und dem Abschlussbankett aus.
Der Weltcup ist immer wieder ein Erlebnis und bringt einem auf dem Weg nach Oben ein deutliches Stück voran. Die Masse von guten Gehern ist immer wieder beeindruckend und eine gute Generalprobe für Olympia.
In 9 Tagen stehen die Deutschen Meisterschaften über 20km in Naumburg/Saale an. Danach hat der Körper nach harten Trainingslagern und den Wettkämpfen eine Woche Ruhe verdient, ehe die Vorbereitung auf Rio beginnt. In Rom habe ich eine gute Grundsubstanz bewiesen. In Rio soll dann ein Gang in Richtung Bestleistung wieder möglich sein.
> leichtathletik.de - "DLV-Geher stellen viertbestes Team in Rom" (07. Mai 2016)
> MOZ - "Weltcup
vor historischer Kulisse" (10. Mai 2016)
> sc-potsdam.de - "Erfolgreiche Geher beim Weltcup in Rom" (09. Mai 2016)
> Bildergalerie (07. Mai 2016)
> Bildergalerie (08. Mai 2016)
Kommentar schreiben