Einige Wochen sind nun wieder vergangen. Bei den Team-Weltmeisterschaften in Taicang/CHN konnte ich mit Platz 11 mein bisher bestes Ergebnis bei einer internationalen Meisterschaft ergehen. Anschließend bereitete ich mich in Oberhof und anschließend vier Wochen auf dem Belmeken in Bulgarien vor, um am 11. August bei den Europameisterschaften in Berlin über 20km fit am Start zu stehen. Die letzten 3 Wochen sind nun angebrochen.
Am 5. und 6. Mai waren die Augen der Gehsportwelt nach China gerichtet. Die Team-Weltmeisterschaften wurden in Taicang ausgetragen und auch Deutschland war mit einem schlagkräftigen Team vor Ort. Dabei wurden allerdings nicht alle Ziele erfüllt. Vor allem die äußeren Bedingungen machten einigen Sportlern zu schaffen. Wir reisten bereits eine Woche vorher an, um uns an die schwülwarmen Bedingungen anzupassen. Am zweiten Wettkampftag war dann auch ich an der Reihe, im Wettbewerb über 20km. Das Wetter zeigte sich dann auch wieder von seiner extra schwülen Seite. Die Strecke war in Taicang sehr gut zum Gehen geeignet, sehr breite Straßen und dadurch auch große Wenderadien, sodass die großen Teilnehmerfelder ausreichend Platz hatten. Rund 100 Geher gingen über 20km an den Start. Allerdings wollte niemand Tempo machen, der erste Kilometer langsamer als 4:10min begonnen. Da dadurch das Feld sehr eng beeinander war, man ständig auf andere Arme und Füße achten musste, entschied ich mich an die Spitze zu setzen. So konnte ich im humanen Renntempo zwischen 4:05 und 4:08min mein eigenes Rennen gestalten und auch meine Technik ungehindert gehen. Mit dem Chinesen Kaihua Wang bildete ich die Spitzengruppe und konnte uns bis zu 13 sec von der großen Verfolgergruppe absetzen. Die Halbzeit absolvierten wir nach 40:48min. Eine weitere der 2km-langen Runde konnte ich mich noch an der Spitze halten, musste nun aber den Chinesen ziehen, und die Verfolger aufschließen lassen. Das schwülwarme Wetter zeigte wohl mehr Auswirkung als erwartet und die Kräte schwanden so langsam. Nun wurde es ein langer Kampf ins Ziel. Am Ende blieb ein 11. Platz in 1:23:44h. Mein bisher bestes Ergebnis bei einer internationalen Meisterschaft können mich zufrieden stimmen, obwohl es emotional eher ein verlieren war, wurde ich zum Ende hin schließlich von einigen Gehern überholt und quälte mich nur noch ins Ziel. Probleme hatte allerdings einige, aus der TopTen der WM in London waren mit Kaihua Wang und Alvaro Martin nur 2 Athleten vor mir, außerdem war ich viertbester Europäer, eine ordentliche Ausgangsposition für die Heim-EM. Im Team sprang zusammen mit Christopher Linke (Platz 25) und Nils Brembach (Platz 53) Platz 6 heraus.
Anschließend hieß es etwas erholen und die Vorbereitung für die Europameisterschaften in Berlin in Angriff zu nehmen. So ging es dann vom 27. Mai bis zum 8. Juni ins Trainingslager nach Oberhof. Hier hatten wir schon 2015 und 2016 einen 2-wöchigen Trainingsaufenthalt eingelegt. Dabei liegt der Schwerpunkt beim Training der Grundlagenausdauer und im unspezifischen Bereich. Das Wetter spielte wieder mit und so konnte ich einige Kilometer abspulen, pendelnd am Grenzadler, entlang der Lütschetalsperre und/oder auf dem Weg zur Schmücke. Aber auch auf dem Mountainbike überwand ich einige Höhenmeter und konnte so den Thüringer Wald etwas genauer kennen lernen.
Den Abschluss des Trainingslagers in Oberhof machte die Gehpremiere in meiner Heimatstadt Beeskow. Beim 1. Beeskower Bahngehen absolvierte ich 10000m. Diese Veranstaltung wurde ausgetragen, weil der DLV für das Jahr 2018 die Deutschen Meisterschaften im Bahngehen gestrichen hat. Bei extremen Bedingungen mit über 30°C absolvierte ich ein gutes Tempotraining und konnte das angeschlagene Tempo bis zum Ende durchhalten. So gingen 41:14,08min ins Protokoll ein. Ein gutes Ergebnis bei den Bedingungen am Ende eines anstrengenden Trainingslagers, und hoffentlich nicht der letzte Wettbewerb dieser Art in Beeskow
Die unmittelbare Wettkampfvorbereitung absolviere ich mittlerweile schon traditionell im Rila-Gebirge in Bulgarien. Auf der Sportbasis Belmeken auf rund 2000m Höhe habe ich bereits zum 6. Mal Quartier aufgeschlagen, um mich auf den Saisonhöhepunkt vorzubereiten. Am 20. Juni startete ich ins Trainingslager und konnte viele gute Einheiten absolvieren. Da die im Vorfeld durchgeführte Leistungsdiagnostik, nicht ganz das erwartete Ergebnis hervorbrachte, legte ich den Fokus nochmals auf den Grundlagenbereich - und das funktionierte auch gut. So konnte ich mehrere Male 35km absolvieren und in diesem Jahr erstmal die Bergeinheit 4 Mal einbauen. Dabei fahren wir von der Unterkunft die Anfahrtsstraße hinab, um dann gehend wieder den Rückweg anzutreten. Dabei habe ich bis zu 22km bergan absolviert. Zwischendurch blieb auch etwas Zeit, um die Umgebung wandernd zu genießen. Um immer wieder fit in die nächste Trainingseinheit gehen zu können, wurden wir von den Physiotherapeuten Thorsten Heß und Marco Pelz betreut, bzw. benutzten die Schwimmhalle und Sauna vor Ort. Seit Dienstag bin ich nun wieder zu Hause und fühle mich die Europameisterschaft gut gewappnet. Die Trainingseinheiten fielen durch eine große Trainingsgruppe natürlich auch leichter. Von den 9 nominierten Gehern und Geherinnen für Berlin waren 8 zur Vorbereitung in Bulgarien, dazu gesellten sich Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie) und Leo Köpp (LG Nord Berlin), welche sich nach Verletzungsproblemen im Frühjahr nun intensiv auf die Herbstsaison vorbereiten. Auf dem Belmeken waren wir aber auch nicht allein. Es entwickelt sich wieder zu einem beliebten Trainingsort. Vor Ort waren noch Geher aus Litauen und der Ukraine, sowie Judoka, Biathleten, Ringer, Skilangläufer, Schützen aus Bulgarien, Serbien, der Ukraine, Japan, Montenegro und Russland.
Noch genau 3 Wochen, dann fällt der Startschuss für das 20km Gehen. Austragungsort ist eine 1km-lange Pendelstrecke am Breitscheidplatz in Berlin. Bis dahin stehen noch einige intensive Einheiten auf dem Plan. Ab dem 29. Juli geht es für mich nochmals nach Kienbaum, um den Wettkampffokus aufbauen zu können.
> leichtathletik.de - "Hagen Pohle tankt in Taicang als bester Deutscher Selbstvertrauen für Berlin" (06. Mai 2018)
> MOZ - "Gelungene Beeskower Premiere" (11. Juni 2018)